Details

Ulbricht, Johannes
Die Rezeption der laesio enormis in den Stadt- und Landrechten
Vertragsgerechtigkeit im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit
Böhlau
978-3-412-52615-3
1. Aufl. 2022 / 452 S.
Monographie/Dissertation
Kurzbeschreibung
Reihe: Forschungen zur deutschen Rechtsgeschichte. Band: 36
Die Stadt- und Landrechte des 13. - 17. Jh. bevorzugten es lange, das Rechtsinstitut der laesio enormis im kanonischen Sinne zu rezipieren, um so den Gerichten die Befugnis einzuräumen, solche Verträge inhaltlich anzupassen oder aufzuheben, die ihres Erachtens aus irgendeinem Grund ungerecht waren.
Schieflagen in vertraglichen Austauschverhältnissen sind ein Phänomen, mit dem sich eine jede Zivilrechtsordnung auseinandersetzen muss: Einem übermächtigen Vertragspartner steht ein schwacher gegenüber, sodass die Gefahr besteht, dass der schwache Vertragspartner ausgebeutet wird. In solchen Situationen stellt sich die Frage, ob und in welchem Umfang eine Rechtsordnung Schutzmaßnahmen für die schwächere Partei ergreifen möchte. Seit dem 12. Jh. waren sich das römische und das kanonische Recht genau über diese Frage uneins, wie sich bei dem Rechtsinstitut der laesio enormis zeigte. Für die einen war sie ein universelles Mittel, unbillige Vertragsverhältnisse umfassend zu korrigieren, andere sahen in ihr eine bloße Ausnahmeregelung, deren Anwendung begrenzt werden sollte. Die Stadt- und Landrechte machten sich bis zum 17. Jh. daraus ihren eigenen Reim. Mit der spannenden Geschichte dieses Rezeptionsvorgangs beschäftigt sich das vorliegende Werk.