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Bulling, Sandra Michaela
Die zivilrechtliche Erwachsenenfürsorge des 19. Jahrhunderts
Eine historische Untersuchung zu den Vorläufern des heutigen Betreuungsrechts
Kovac, J.
978-3-8300-6964-5
1. Aufl. 2013 / 306 S.
Monographie/Dissertation

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Kurzbeschreibung

Reihe: Rechtsgeschichtliche Studien. Band: 58

Im Jahre 1992 wurde die Gesetzesänderung bezüglich der Fürsorge über Erwachsene als Reform des Jahrhunderts gefeiert. Die neue Konzeption der Erwachsenenfürsorge brach mit der jahrhundertelangen Tradition, die den Betroffenen als Gefahr für sich, für Dritte und auch für den Rechtsverkehr und ihn als Objekt der staatlichen Fürsorge angesehen hatte und nicht als das, was er war, nämlich ein Träger von Grundrechten, der Hilfe nötig hatte und einen Freiheitsanspruch gegen ungewollte staatliche Fürsorge.

Man erkannte, dass das in seinen Strukturen und seinen wesentlichen Inhalten aus dem 19. Jahrhundert stammende Entmündigungs-, Vormundschafts- und Pflegschaftsrecht einer grundrechtlichen Prüfung in Hinblick auf das Recht auf Menschenwürde aus Art. 1 nicht standhalten konnte. Als nötig erachtet wurde ein flexibles System, das die verbleibende Selbstbestimmungsfähigkeit achten, aber dem Betroffenen auch die dringend notwendige Unterstützung geben würde.

Die früheren Vorschriften über die Entmündigung und Vormundschaft Volljähriger sowie über die Gebrechlichkeitspflegschaft wurden infolgedessen aufgehoben und in den §§ 1896 ff. BGB die Betreuung normiert.

Heute, 20 Jahre nach dem Inkrafttreten des Betreuungsrechts, hat das Thema der Fürsorge über einen volljährigen Menschen nichts an seiner Brisanz eingebüßt, das Spannungsverhältnis zwischen staatlicher Fürsorge und Entrechtung prägt die Gegenwart des Rechts der Fürsorge für Volljährige.

Momentan sind etwa 1,3 Millionen Bürger in Deutschland auf eine Betreuung angewiesen. Die Zahl der Betreuungen steigt bereits seit Jahren stetig an. Der Kreis der Volljährigen, die einer Fürsorge bedürfen, verdient daher unbedingt insgesamt mehr Beachtung. Diese große und zunehmende gesellschaftliche Bedeutung des Umgangs mit alten und pflegebedürftigen Menschen ist offenkundig und in öffentlichen und fachlichen Diskussionen ständig präsent.

Doch wie sah dies früher aus? Gab es eine Fürsorge für Erwachsene, und vor allem: in welcher Form existierte sie?

Es fällt auf, dass die historischen Vorläufer des fürsorglichen Schutzes für Volljährige, die aufgrund verschiedener Defizite ihre Angelegenheiten nicht mehr selbst erledigen können, bislang nur sehr rudimentär erforscht wurden. Man stößt bei der Literaturrecherche lediglich auf einige ältere Arbeiten, die sich jedoch alle schwerpunktmäßig mit der Vormundschaft und Pflegschaft über Minderjährige beschäftigen. Die zivilrechtliche Erwachsenenfürsorge hat bislang kaum wissenschaftliches Interesse gefunden.

Die Autorin will deshalb versuchen, diese bestehende Lücke zumindest für die vier ausgewählten Gesetzesbücher des 19. Jahrhunderts, den Codex Maximilianeus Bavaricus Civilis, das Preußische Allgemeine Landrecht und die Vormundschaftsordnung, den Code Civil und das die Erwachsenenfürsorge vereinheitlichende Bürgerliche Gesetzbuch zu schließen.