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Rock, Joachim
Wohlfahrt im Wettbewerb
Europäisches Recht kontra Daseinsvorsorge und soziale Dienste?
VSA-Verlag
978-3-89965-416-5
1. Aufl. 2010 / 256 S.
Monographie/Dissertation

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Kurzbeschreibung

In den sechs Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege in Deutschland sind mehr als 130.000 gemeinnützige soziale Dienste und Einrichtungen mit über 2,25 Millionen hauptamtlich Beschäftigten und über 45.000 Unternehmen zusammengeschlossen. Die Größe, der Organisationsgrad und die Konzentration der selbstständigen Organisationen in den sechs Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege in Deutschland sind europaweit einmalig.

Die Spitzenverbände beschränken sich ausdrücklich nicht auf ihre Funktion als "Sozialleistungsverbände", sondern insbesondere auch auf die sozialanwaltschaftliche Repräsentation der Interessen der von Armut, Ausgrenzung und Hilfebedürftigkeit betroffener Menschen. Aufgrund dieser Multifunktionalität beanspruchen sie eine Sonderstellung und reklamieren Alleinstellungsmerkmale gegenüber privat-gewerblichen und öffentlichen Anbietern sozialer Dienstleistungen für sich.

Seit Beginn der 1990er Jahre ist die Stellung der Freien Wohlfahrtspflege in Deutschland Anfechtungen ausgesetzt. Wurde die Position der Wohlfahrtsverbände noch im Prozess der Wiedervereinigung gefestigt und die Übertragung des in Westdeutschland etablierten Systems auf die ostdeutschen Bundesländer politisch und wirtschaftlich gefördert, so begann Anfang der 1990er Jahre ein bis heute fortschreitender politischer Prozess der Entprivilegierung der Freien Wohlfahrtspflege. Mit dem durch eine Privatisierung und Ökonomisierung der Daseinsvorsorge insgesamt forcierten wirtschaftlichen Wettbewerb wuchs auch die Anzahl der Akteure aus dem gewerblichen Bereich, die mit der Freien Wohlfahrtspflege auf den zuvor von frei-gemeinnützigen und öffentlichen Anbietern beherrschten Arbeitsfeldern mit diesen in Konkurrenz traten.

Ebenfalls mit Beginn der 1990er Jahre begann die Europäische Union auf eine Gleichbehandlung der verschiedenen Anbieter sozialer Dienste und Einrichtungen zu drängen.

Diese Entwicklung stellt die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege vor erhebliche Herausforderungen, da das europäische Recht weder einen rechtlichen Schutzbereich noch eine besondere Kultur der Anerkennung einer Sonderstellung gemeinnütziger sozialer Dienste kennt.

Gegenstand dieses Buches ist die Frage, in welcher Weise sich der wachsende Einfluss des europäischen Rechts auf die Stellung und die Identität der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Deutschland auswirkt und welche politischen Strategien die einzelnen Wohlfahrtsverbände demgegenüber entwickeln.